Presse

12. 03. 2023  | Weiler Zeitung   |  verlagshaus-jaumann.de

MASAA im Burghof: Klänge, die Frieden stiften wollen

MASAA, das sind (von links) Reentko Dirks (Doppelhals-Gitarre), Rabih Laboud (Gesang), Marcus Rust (Trompete) und Demian Kappenstein (Schlagzeug). Das Quartett begeisterte im Burghof. Foto: Tonio Paßlick
MASAA, das sind (von links) Reentko Dirks (Doppelhals-Gitarre), Rabih Laboud (Gesang), Marcus Rust (Trompete) und Demian Kappenstein (Schlagzeug). Das Quartett begeisterte im Burghof. Foto: Tonio Paßlick

Artikel von Tonio Paßlick

 

Schon zu Beginn des Konzertes zeigt der Sänger seine sensible, gütige, verletzliche Seite. „Ich kenne euch doch gar nicht“ – gleichsam ein Bekenntnis dafür, wie er seine Musik und seine Lieder versteht. Als Überwindung von Grenzen und Distanzen, die in der mystischen Kraft der Musik ohne analytische Kategorien auskommt, die Brücken bauen, Frieden schaffen kann. Die vier Musiker spielen wie in einem Gebet versunken, dann wieder ekstatisch wie tanzende Derwische. Subtil, feinfühlig und offen für jede neue Nuance. Und zugleich empfänglich für Resonanz. Nach langer Fahrt seien sie so müde gewesen, meint Laboud leise lächelnd. Aber dieser herzliche Empfang von diesem tollen Team im Burghof: einmalig.

 

Die Worte ausloten

In fast allen Liedern wird der emotionale und semantische Gehalt von Wörtern ausgelotet. In „Mantra“ ist der jahreszeitliche Herbst zugleich die Neige des Lebens, wenn Rabih die Aussage „…umarme mich Tod, Freund…“ variiert. Mit „Bait“, Titel der neuen CD, die Ende April erscheinen wird, ist nicht nur die arabische Übersetzung „Haus“ und „Heim“ gemeint, sondern alles, was zwischen der Sehnsucht nach Geborgenheit, Orientierung und der Resonanz in der Beziehung zu anderen Menschen passiert. In „Flowers“ werden nicht nur Blumen am Wegesrand besungen, sondern auch die Freundschaft, die mit ihnen bekräftigt wird. Wörter sind Bedeutung und Klang zugleich, in ihrer beschwörenden Wiederholung wecken sie immer mehr Zusammenhänge und Erinnerungen. Da die arabische Sprache über eine große Vielfalt an Konsonanten verfügt, mit denen Nuancen plastisch herausgeschält werden können, insbesondere bei Hauch- und Reibungsklängen, eignet sie sich vortrefflich als Medium für lyrische Empfindungen.

Vielfältige Einflüsse

Ähnlich der Charakter der Musik: Orient, europäische Klassik und die Unmittelbarkeit der christlich-maronitischen Liturgie verbindet das Quartett mit Einflüssen aus Klassik, den traditionellen arabischen Maqams und Jazz. Weltmusik? Keine Schublade würde passen. Ihre Musik ist eine Synthese in der immerwährenden Kommunikation, bei der innere Resonanz zur spontanen Klangfärbung führt. Nicht nur stimmlich, sondern mit allen Instrumenten. Virtuos zaubern die drei Instrumentalisten aus Dresden und Berlin aus ihren Instrumenten Klangspektren mit völlig unerwarteten Farben hervor. Besonders seit der Gitarrist Reentko Dirks vor drei Jahren hinzugekommen ist.

 

Freude an Klängen

In Istanbul hat er sich eine Doppelhals-Gitarre bauen lassen – ein Hals mit sechs Saiten, der andere mit neun. Damit öffnen sich ungeahnte technische Möglichkeiten. Passend zu den Mikro-Intervallen der orientalischen Klang-Arabesken kann er Vierteltöne erzeugen oder wie eine Oud, aber auch wie ein Bass klingen.

Dirks spiegele, sagte der Trompeter Marcus Rust, „den Geist der Band wider, Dinge zu verbinden, das arabische Skalensystem des Maqam mit Flamenco-Power und ganz intimen, lyrischen Ideen“.

Welten verschmelzen

MASAA, was auf arabisch „Abend“ bedeutet, verkörpert die lyrische und musikalische Verschmelzung zweier Welten – nach Goethes westöstlichem Diwan die Spannung zwischen Orient und Okzident – und besingt zugleich universelle, persönliche und doch auch politische Botschaften. Ein Klangteppich aus Dialog und Offenheit, aus zärtlicher Verletzlichkeit und intensiver Leidenschaft. Sie als „Crossover“ zu bezeichnen, wäre eine zu oberflächliche Annäherung. Nichts ist plakativ, alles voller subtiler Resonanz und-Tiefe.

Intensive Dialoge

Berührend intensiv der Dialog untereinander. Immer wieder entstehen „Battles“ zwischen Gitarre und dem Schlagzeuger Demian Kappenstein, der mit dem Schneebesen das Becken streichelt und übergangslos in die Moves seines Gegenübers rockt. Verzaubernd die Dialoge zwischen Sänger und Trompeter Marcus Rust. Sein Flügelhorn lässt Feen auftauchen, gehauchte Zwischenklänge und verträumte Klanglandschaften Die Trompete singt, die Stimme flüstert und haucht, verschnörkelt sich magisch in klangliche Kalligrafie. Heterofone arabische Intervalle verschmelzen mit abendländischer Polyfonie und enden häufig mitten im musikalischen Puls. Wie mit einem Fragezeichen.

Ausschnitte aus der neuen CD unterstreichen diese Begegnung eindrucksvoll: Eine Widmung an den Musiker „Zeryab“ aus dem Córdoba des 8. und 9. Jahrhunderts, steht zum Beispiel im Nahawand-Modus, einer Ton-Skala, die mit dem europäischen Moll verwandt ist. Aber es gibt in der arabischen Musik eben viele „Molls“, die sich durch ihre Mikro-Intervalle unterscheiden.

Spontane Improvisation

Der im Libanon als Kind katholischer Maroniten aufgewachsene Sänger Rabih Laboud lebt seit mehr als zehn Jahren in Deutschland. Seine musikalische Laufbahn hatte als Pianist begonnen. Und mit der Beschäftigung mit der europäischen Klassik. Inzwischen gilt er als bedeutender Coach und Dozent für Fragen des „Flows“, längst nicht nur in musikalischer Hinsicht. Mittlerweile werden seine deutschen oder französischen Lieder seltener, die Neugier auf die Kraft der arabischen Wörter wieder intensiver. Häufig betont Laboud in seiner Moderation, wie wichtig ihm die Reaktion des Publikums sei, mit der auch seine Spontan-Vorträge beeinflusst würden. Immer wieder entstehen dabei spontane Text-Variationen, schlank und knapp wie Haikus.

Wiegenlied gegen den Krieg

Und völlig unpathetisch, leise, fast introvertiert singt Laboud das Wiegenlied „Lullaby for Jasu“, eine intime Serenade für ein Kind und gegen den Krieg: „In meiner Stimme ist Frieden, kein Krieg“ sagt Laboud. Wer in einem kosmopolitischen Land voller Konflikte wie dem Libanon aufgewachsen ist, scheut auch die persönliche Konfrontation nicht.

Laboud erzählt im Burghof von dem nachhaltigen Erlebnis, auf der griechischen Insel „Chios“ mit vierzig griechischen Schülern und arabischen Flüchtlingen gemeinsam auf der Bühne gesungen zu haben. „Secret of the wings“ erklingt mit der Kraft und Harmonik von Theodorakis. Und gerät auch im Burghof zu einem bewegenden Fanal.

 

Tonio Paßlick
©  Verlagshaus-jaumann


09.03.2023            aus Qantara.de

Das Arabische braucht künstlerische Unterstützung

Interview mit Rabih Lahoud von der Band Masaa

Rabih Lahoud, wenn man das neue Masaa-Album "Beit“ hört, hat man den Eindruck, dass die Musiker sehr direkt die Hörer ansprechen, der Sound ist nah und warm. "Beit“ bedeutet ja auch "Haus“, "Heim“. Heißt das, Masaa sind nach Jahren der Wanderschaft zuhause angekommen?

 

Lahoud: Das würde ich bejahen, zumindest ist auch das mein eigenes Gefühl. Nach 20 Jahren bin ich jetzt hier ein bisschen mehr angekommen. Die Hälfte meines Lebens bin ich jetzt hier, mitgestaltend, nicht als Gast. Ich sage nicht mehr: "Hier bin ich woanders“, sondern: "Jetzt bin ich hier“. Und diese Musik und meine Ideen tragen dazu bei, wie die Klanglandschaft hier ist.

 

Was bedeutet "Beit“ als Albumthema genau, in einer Zeit, in der immer mehr Menschen gezwungen sind, ihren Schutzraum zu verlassen, in der viele Häuser zerstört werden, durch die gewaltige Explosion im Hafen von Beirut, durch den Krieg in der Ukraine? Haben diese Ereignisse Einfluss gehabt auf die Entstehung der Platte?

 

Lahoud: Ja, absolut. Das ist eine Überlegung, die sich intensiviert hat nach diesen Ereignissen. Ich sehe das Konzept von "Haus und Heim“ als ein doppeltes. Zum einen, das historische Sesshaftwerden der Menschheit. Zum anderen aber auch etwas Internes: Was bedeutet das wirklich, sich zuhause zu fühlen? Was für viele Menschen normal ist, jst heute für viele, viele nicht mehr selbstverständlich, sondern ein Privileg geworden.

Am Ende des Titelstücks singe ich immer wieder: "Keine Häuser zerstören, Häuser bauen!“ Das kann man auch metaphorisch verstehen. "Haddama“ heißt zerstören, so wie auch "dammara“ zerstören heißt. Die arabische Sprache ist da sehr rhythmisch in ihrer Struktur, und daher hört sich das fast an wie ein Spiel mit Rap.

Cover des Albums"Beit" der Band Masaa (herausgegeben von grooves.land)

"Beit“ als "Haus“ und "Heim“: "Ich sehe das Konzept von "Haus und Heim“ als ein doppeltes,“ sagt Rabih Lahoud. "Zum einen, das historische Sesshaftwerden der Menschheit. Zum anderen aber auch etwas Internes: Was bedeutet das wirklich, sich zuhause zu fühlen? Was für viele Menschen normal ist, jst heute für viele, viele nicht mehr selbstverständlich, sondern ein Privileg geworden.“

 

 

Daheim kann man sich ja auch in einer Sprache fühlen. Auf früheren Alben haben Sie auch auf Deutsch gesungen, das ist jetzt weggefallen, die meisten Ihrer Texte sind auf Arabisch, und sie sind länger geworden als früher. Ist das Arabische trotz Ihrer langen Abwesenheit vom Libanon immer mehr Ihr Zuhause?

 

Lahoud: Ich glaube schon. Meine Beziehung zum Arabischen hat sich verändert. Ich fühle mich wohler im Sprechen, deshalb verwende ich vielleicht auch mehr Wörter. In meinem Alltag als Jugendlicher war vor allem der Klang der Sprache etwas Schönes, nicht die Bedeutung der Worte. Jetzt langsam haben für mich die Wörter neue Bedeutungen, spiegeln neue Erfahrungen. Ich habe das Gefühl, ich kann das zulassen. Es klingt jetzt mehr nach Rabih als nur nach Arabisch.

 

Wo steht die arabische Sprache heute als künstlerisches Ausdrucksmedium?

 

Lahoud: Mein Gefühl ist, dass die arabische Sprache etwas durch die osmanischen und europäischen Einflüsse eingebüßt hatte. Besonders im Libanon war dieser Einfluss ja groß und wir haben dort heute eine Mischung von Sprachen. Das ist einerseits wunderbar, denn der Mensch ist ein Wesen, das sich anpassen kann, um der Kommunikation willen Dinge transformieren kann.

Das ist insbesondere ein libanesischer Wesenszug: Man verlässt Identitäten, um in Kommunikation zu bleiben, es geht darum, dass man sich versteht. Andererseits hat diese wunderbare Sprache dadurch auch ein bisschen ihr Herz verloren, indem sie sich vielleicht minderwertig oder nicht up to date fühlt. Denn es gibt viele Wörter der modernen Welt, für die das Arabische heute keine Entsprechungen hat. Das Arabische braucht meiner Meinung nach eine künstlerische Unterstützung. Es darf nicht die Fähigkeit verlieren, Schönheit und Zärtlichkeit und Kraft auszudrücken.

 

Verändert sich die arabische Sprache auch durch die Umwälzungen seit dem Arabischen Frühling?

 

Lahoud: Ja, total. Ich fühle einen Umbruch, eine Wende, eine Veränderung im Bewusstsein der jungen Menschen, vor allem der Generation, die jetzt nachkommt, nach dem Arabischen Frühling. Die Sprache wird als etwas behandelt, das wiedergeboren werden muss.

Ich habe den Eindruck, junge Leute verwenden in den sozialen Medien Dialektausdrücke aus den einzelnen Regionen jetzt pan-arabisch, und dadurch entsteht eine neue Hochsprache, eine neue Ausdruckskraft. Das wird in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren auch in den Strukturen der arabischen Gesellschaft sichtbar werden.

 

Haben Sie nur zur arabischen Sprache eine neue Einstellung gewonnen oder auch zur Musik Ihrer ersten Heimat?

 

Lahoud: Früher habe ich nicht mit arabischen Skalen gearbeitet, war eher auf Distanz. Inzwischen fasziniert mich die klassische arabische Musik und ich recherchiere über sie. Ich merke jetzt, wie wertvoll das ist, wenn wir diese Schatzkiste in den Masaa-Sound hineinnehmen. Ein Stück auf "Beit“, eine Widmung an den Musiker "Zeryab“ aus dem Córdoba des 8. und 9. Jahrhunderts, steht zum Beispiel im Nahawand-Modus. Das ist eine Skala, die mit dem europäischen Moll verwandt ist. Aber es gibt in der arabischen Musik eben viele Molls: In Aleppo hört sich Moll durch andere Mikrointervalle ganz anders an als in Kairo. Durch diese feinen Unterschiede öffnen sich ganz verschiedene Welten.

 

Im Stück "Nabad“ gibt es die schöne Zeile: "Nimm das Gewicht der Vorfahren weg“. Ist das ein Plädoyer dafür, dass wir uns als bloße Menschen begegnen sollten, unbelastet von politischen Altlasten der Vergangenheit?

 

Lahoud: Ja, in dem Sinne: Wir müssen leichter damit umgehen, mit welchen Menschen wir uns verbinden, um es der Zukunft zu ermöglichen, dass sie anders aussieht. Das gilt aber auch für das überholte Denken in musikalischen Stilen. Wir müssen uns von der jahrzehntelang gehegten Sortierarbeit befreien, in der es immer hieß: "Was ist Jazz, was ist Weltmusik?“.

Das ist für mich auch ein Gewicht. Die Einordnung unserer Band in die "Weltmusik“ ist nicht immer böse gemeint, aber der Begriff fragt immer wieder: "Woher kommst du?“ Jazz in seinem ursprünglichen Geist fragt eher: "Wohin willst du? Was willst du mit dem machen, was du hast?“ Lass uns Musik so betrachten: Wohin schaut sie? In die Zukunft? Macht sie Hoffnung? Vibriert sie im Magen oder nicht? Und lass uns das suchen, stärken und fördern.

 

Stefan Franzen

 

© Qantara.de 2023

 

Die CD: "Beit“ herausgegeben von Traumton/Indigo ist ab dem 28. April erhältlich

Tourtermine ab 9.3.2023 unter https://masaa-music.de


22.02.2023            aus a8inea.com

Masaa Quartet auf dem Chios Musikfestival | Eine Überraschung in Sachen Musiknoten, nicht nur im ethnischen Jazz

 

Ares Gavrielatos

 

 

Fotos von Antonis Logothetis

 


Ich gehe hinunter zu den Umkleideräumen des spirituellen Zentrums Homerion auf dem zentralen Platz von Chios. Die Mitglieder der Gruppe Masaa warten auf mich für ein kurzes Interview.
Ein innovatives multikulturelles Quartett mit Rabih Lahoud aus dem Libanon als Leadsänger, der seine Texte auf Arabisch schreibt, und drei Deutschen, die zwar sagen, dass sie Jazz spielen, aber etwas Magisches jenseits von Jazz, Ethno oder irgendeinem Genre machen. Reentko Dirks mit einer selbstgebauten Zweihalsgitarre aus der Türkei, Demian Kappenstein, der auf seinem Schlagzeug zaubert, und Marcus Rust mit seinen "gezwirbelten" Trompeten mit vier - statt drei - Kolben.
Die Band tourte erfolgreich durch Europa, Asien und Afrika und erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter den German Jazz Award (2021) für das beste Vokalalbum des Jahres und den Förder-RUTH des Rudolstadt Festivals (2015).
Am Vormittag desselben Tages traf sich die Band mit den Schülern der Musical School of Chios und probte gemeinsam. Eine Überraschung für das bevorstehende Konzert!

 

 

 


Das Interview kann noch etwas warten! Lasst uns "vorspulen". Ich kann das Konzert gar nicht genug beschreiben! Sie haben das Publikum mit jeder Note erobert! Dass das Publikum bei jedem Lied mehr und mehr klatscht, habe ich noch nie erlebt! Ihre Höhepunkte, die Pausen, die "Kämpfe" zwischen der Gitarre und dem Schlagzeug, die Verschmelzung der Trompete mit dem Gesang waren etwas Magisches. Die Freundlichkeit von Rabih, der offensichtlich gerührt war, erklärte die Texte, während es offensichtlich war, dass sie "nicht glauben konnten", was auf dem Platz geschah.
Die "Doppelhals"-Gitarre mit ihrem breiten Klangspektrum, das sowohl wie ein Bass als auch wie eine scharfe Geige oder sogar wie ein Schlaginstrument klingt, die Trompete, die ihre eigenen Klänge erzeugt, und das Schlagzeug, das als multiples Instrument die Vögel, die Geräusche, die klangliche Unbestimmtheit nachahmt. Mit ihnen, wie ein Wind, wippte Rahibs Stimme sinnlich in der Partitur auf und ab. Alles ist so "westlich", so "orientalisch", so "grenzenlos". Und das ist es, was sie so besonders macht!
Und zum Finale der bewegendste Moment. Dutzende von Kindern aus der Musikschule von Chios kamen auf die Bühne und begleiteten die Band bei einem Lied. Α eine wunderbare Kulisse, die nur die Musik bieten kann! Es war kein Zufall, dass das Publikum die Band zwei Mal für zwei Zugaben zurück auf die Bühne rief.



Und jetzt. ... "flash back". Eine Stunde zuvor hatten wir dieses kurze Interview. Viel Spaß!

 


Zuallererst. Reentko, was ist das für eine Gitarre?
Es ist eine türkische Gitarre. Man nennt sie "Doppelhalsgitarre". Ein Hals hat 6 Saiten, der andere hat 9 Saiten. Sie hat einen anderen Klang.
Reentko spielt die Gitarre und sie klingt so "östlich".

 


Es ist also der westliche Hals und der östliche Hals!
Ja, das ist richtig. Es ist eine Sonderanfertigung in Istanbul.

 


Ihr lebt alle in Deutschland, richtig?
Ja, aber in verschiedenen Städten. Zwei von uns leben in Dresden, Marcus in Berlin und Rabih in Monheim bei Köln.

 


Wie schafft ihr es, euch zu treffen?
Wir spielen sehr viele Konzerte. Während der Konzerte arbeiten wir viel zusammen. Wenn du fragst, wie wir uns kennengelernt haben: Wir drei (die Spieler der Instrumente) haben an derselben Musikschule studiert und Marcus hat uns Rabih vorgestellt.

 


Ihr seid etwa 10 Jahre zusammen?
Ich glaube, ein bisschen mehr, zwölf vielleicht.

 

 

 

Rabih, da du der "östliche Einfluss" in der Band bist, benutzt du ousak "Musikstraßen"?
Oh, ich weiß, was du meinst. Wir nennen es Makam. Wir verwenden es nicht ausschließlich, aber ja, in einigen Liedern schon! Ich habe viel mit Reentko darüber diskutiert und wir verwenden einige dieser Skalen. Manchmal kommt es als eine Farbe in meiner Stimme.

 


Wie viele Alben hast du? Ich habe gelesen, dass du sogar einen Preis gewonnen hast.
Eigentlich fünf Alben. Eines davon ist mit einem Orchester und wir freuen uns, dass wir 2021 den German Jazz Award für das beste Vokalalbum des Jahres gewonnen haben.

 


Mir ist aufgefallen, dass ihr sehr viele Konzerte spielt. Schafft ihr es, als Musiker zu leben?
Einige von uns machen Dinge, die mit Musik zu tun haben, wie zum Beispiel unterrichten, aber wir haben das Privileg, von diesem Job leben zu können. Das ist wichtig, weil man sich auf die Musik konzentrieren kann. In Deutschland ist das einfacher. Wir wissen, dass es ein Kampf ist.

 


Ich habe gelesen, dass Sie auch Theatermusik schreiben... Erzählen Sie mir davon.
(Demian) Oh ja! Reentko und ich. Manchmal ist es anders, manchmal nicht. Die Improvisationsteile sind sehr kurz. Man muss sehen, was zu dem Theaterstück passt, klanglich, groovemäßig. Natürlich gibt es viele Gemeinsamkeiten beim Schreiben von Songs für eine Band oder für einen Act.

 


(Reentko) Der Prozess ist genau andersherum. Es gibt Dinge, die mir aus der Improvisation kommen und ich versuche, sie in einem Stück zu fixieren, präzise und zeitlich genau. In der Band eröffnen wir es, wir haben die Hauptidee und nutzen sie, um den Song zu "erschaffen".
Man muss die Musik auf das Theaterstück abstimmen.

 


(Reentko) Ja, aber es ist inspirierend. Die Musik muss funktionieren, sie muss mit etwas anderem interagieren. Ich komponiere auf eine andere Art und Weise, aber es ist gut für mich, weil ich mich nicht nur auf eine Sache konzentriere. Ich bleibe kreativ und aktiv.

 

 

 


06. 11. 2021      mit freundlicher Genehmigung der Kehler Zeitung  www.bo.de

Vier Männer ohne Starallüren

Die mehrfach preisgekrönte Band Masaa spielte am Donnerstag ein fulminantes Konzert im Kulturhaus. Es war das  brillanteste, was bislang das Kulturbüro in seinem Programm 2021 bot

Wenn Musik zum Gebet und zur Befreiung wird: Die Band Masaa faszinierte die Zuhörer im Kulturhaus. Mit dabei: Rabih Lahoud (Gesang), Marcus Rust (Trompete), Reentko Dirks (Gitarre) und Demian Kappenstein (Schlagzeug). Foto: Simona Ciubotaru
Wenn Musik zum Gebet und zur Befreiung wird: Die Band Masaa faszinierte die Zuhörer im Kulturhaus. Mit dabei: Rabih Lahoud (Gesang), Marcus Rust (Trompete), Reentko Dirks (Gitarre) und Demian Kappenstein (Schlagzeug). Foto: Simona Ciubotaru

Von Simona Ciubotaru

 

Kehl. Sie betraten die Bühne  in bescheidener Aufmachung – T-Shirts, Hemd, Jeans, Turnschuhe,  als wären sie gerade von einer Wanderung gekommen, und man sah nur vier 

sympathische, junge Männer – keinerlei Starallüren: Den libanesischen Sänger und Poet 

Rabih Lahoud, Reentko Dirks (Gitarre), Marcus Rust (Trompete) und Demian Kappenstein 

(Schlagzeug). Aber das Publikum, zum Teil sogar aus Freiburg angereist, tobte schon, denn im Rampenlicht des Kehler Kulturhauses stand nun,

vor einem zahlreichen Auditorium, das berühmte musikalische Unikat Masaa.

 

Deutscher Jazzpreis

 

Masaa wurde 2012 gegründet, aber in dieser Konstellation mit Dirks an der Gitarre, besteht sie seit 2019. Die schon mehrfach preisgekrönte Band gewann neuerdings mit ihrer CD „Irade“ den Deutschen Jazzpreis 2021 in der Kategorie 

„Album Vokal des Jahres“, Ebenfalls in diesem Jahr kam für Sänger Lahoud der WDRJazzpreis in der Kategorie „Musikkulturen“ dazu. Man

kategorisiert ihre Musik zwar als Jazz, Weltjazz, Weltmusik. De facto passen aber ihre komplexen Kompositionen von unfassbarer Schönheit und Tiefe in keinen Kasten hinein. „Man muss Musik nicht ständig definieren“, meinte dazu Reentko Dirks im Gespräch mit der Kehler Zeitung nach dem Konzert. 

Masaa, was auf Arabisch „Abend“ bedeutet, verkörpert die lyrische und musikalische Verschmelzung zweier Welten – eine Ost-West-Osmose – und vermittelt durch die von Rabih Lahoud verfassten Texte universelle Botschaften. Die Band vermag arabische traditionelle Musik und Weltjazz, wenn man das stilistisch überhaupt so definieren kann, in einem glänzenden Klangteppich voller Nuancen, bis ins kleinste Detail geschliffen und starken Ausdrucks zu verweben.

Die Vier spielen wie in einem Gebet versunken. Der musikalische Akt wird somit oft zu einem mystischen Kontinuum: Ein arabischer Poet, 

der singt, als würde er das Universum beschwören, um uns alle zu heilen, gar zu erretten – ein Mystiker mit Engelsstimme. 

Virtuose Musiker, die aus Musik pure Poesie machen: subtil, grenzenlos und definitiv einmalig. „Es bleibt viel Platz für Improvisation 

in unserem Zusammenspiel. Somit wird jedes Konzert zum Unikat. Auch ich verändere spontan meine Texte, immer wieder entstehen 

neue Verse auf der Bühne“ sagte Lahoud.

 

Tumult voller Dynamik

 

Man kann sehr schwer in Worte fassen, was die Besucher in diesem Konzert erlebten: Die Instrumente erzählten Geschichten, sprachen 

miteinander und mit dem Sänger. Ihre Stimmen waren oft sehr leise, aber immer differenziert. Sie konnten jedoch zu einem Tumult voller 

Dynamik und schierer Kraft anschwellen, der die Zuhörer mit sich mitriss, erschütterte und sprachlos machte. Etliche Leute wurden davon und

vom Gesang des feinfühligen Lahoud derart berührt, dass sie sogar geweint haben und man hörte nach manchen melancholischen 

Liedern Seufzen im Saal. Oft verweilte man noch in minutenlanger Stille, bis stürmischer Applaus und Zujubel ausbrachen. Nach der Meinung

einiger Zuhörer, hätte dieser Bericht so aussehen sollen: Erstes Wort: „Genial“, dann 130 Zeilen Stille. Letzes Wort: „Genial!“

Aber vielleicht hätten Lahouds Verse aus dem Lied „Hakim“ gereicht: „Ein Zaun schützt die Menschen. Menschen schützen den Zaun. Ein 

Zaun schützt einen Zaun. Er kommt, um Menschen zu berühren, um Menschen zu verwandeln. Verwandele die Menschen, sagte er. Dein Zaun ist klares Wasser. Dein Zaun ist Licht und Schatten. Und das alles ist Freude.“


15. 01. 2021 | Leika Kommunikation

 Release Album "East West Symphony Hiwar - Dialog"

  

Mit Jazz Ensemble MASAA, der Jenaer Philharmonie unter der Leitung von Bernd Ruf
 

In einer Zeit, in der durch politische Polarisierungen, technologische Umwälzungen und gesundheitlich motivierte Isolierungen der Dialog zwischen den Menschen, den Parteien, den Institutionen rapide abkühlt, ja, partiell einfriert, schicken das Ethno-Jazz Ensemble MASAA und der Dirigent Bernd Ruf ihren Aufruf zum Dialog in die Welt: Wacht auf! Steht auf! Sprecht miteinander! Christen, Juden und Muslime, Jazzer und Klassiker, Alte und Junge.
In zwölf Tracks – zehn arabische und ein französischer Song sowie ein Instrumentaltitel – umspinnen sich arabische Ornamentik und abendländische Sinfonik, grooven Band und Orchester unter Bruckner‘schen Bläsersätzen und stellen dabei immer den Menschen in den Vordergrund: Das Individuum Mensch im Dialog mit der Gemeinschaft.
Der Dialog ist musikalisch spürbar durch das Musizieren auf Augenhöhe von Orchester und Band. Sie übernehmen wechselnd die Gesprächsführung, stimmen ein, widersprechen, finden zu gemeinsamen Statements. Gesang, Trompete, Perkussion und Klavier verbinden sich dabei sensibel mit dem Orchesterklang.

 

Jazz Ensemble MASAA
Rabih Lahoud, Gesang
Marcus Rust, Trompete und Flügelhorn
Demian Kappenstein, Drums & Percussion
Clemens Poetzsch, Piano
Jenaer Philharmonie
Bernd Ruf, Dirigent

Während das Album noch in der Besetzung mit Clemens Poetzsch am Klavier entstanden ist, spielt die Band seit 2018 mit Reentko Dirks an der Gitarre. Für die Konzerte mit Orchester werden zukünftig beide Musiker mit auf der Bühne stehen.

 

Bernd Ruf & Jenaer Philharmonie
Bernd Ruf zählt zu einem der erfahrensten und kreativsten Musikerpersönlichkeiten im Bereich Classical-Crossover. Nominiert für einen Grammy mit Paquito D’Rivera, ausgezeichnet mit dem Golden Melody Award für ein Album mit der taiwanischen No.1 Band Sodagreen dirigiert er seit nunmehr drei Jahrzehnten als Brückenbauer die unterschiedlichsten World-, Jazz- und Rock- Orchesterprojekte. Er kreierte die Crossover-Symphonies, in denen er die Begegnungen unterschiedlicher Kulturen fördert, wie z.B. in der African Symphony mit dem Kameruner Musiker Patrick Bebey, der Mongolian Symphony mit dem Obertonensemble Boerte oder auch der Celtic Symphony mit der Anne Wylie Band, die er ebenfalls mit der Jenaer Philharmonie für das Label gpARTS aufgenommen hat.

MASAA
Die Musik der deutsch-libanesischen Band MASAA bewegt sich zwischen zeitgenössischem Jazz, World-Music, orientalischen Klängen und arabischer Poesie. Der außergewöhnliche Sänger der Band, Rabih Lahoud, erzählt mit seinem emotionalen Gesang Geschichten aus einer fernen Welt. Rabih Lahoud erhält den WDR Jazzpreis 2021 in der Kategorie „Musikkulturen“.
Mit ihrer eigenständigen Musik gewann MASAA 2012 den Bremer Jazzpreis. In den darauffolgenden Jahren gingen zwei weitere wichtige Weltmusikpreise Deutschlands an sie: Der Publikumspreis des Creole-Wettbewerbs (2013) und die Förder-RUTH des TFF in Rudolstadt (2015). 2017 erhielten sie für das Album "Outspoken" den Preis der deutschen Schallplattenkritik. Für ihr Album Irade bekamen sie in diesem Jahr schließlich den Kulturpreis Nord-West der Kulturbörse Nord-West (2020).
Von Beginn an ist es der Band ein großes Anliegen gewesen, ihre Arbeit nach außen zu tragen: MASAA haben erfolgreiche Tourneen nach Afrika, in Lahouds Heimat Libanon, verschiedene Länder Ostafrikas, Tunesien und Aserbaidschan absolviert.
2017 begann die Kooperation von Bernd Ruf und MASAA. Sowohl Bernd Ruf als auch MASAA wurden mit vielen Preisen für ihr Engagement in musikalischen Grenzbereichen ausgezeichnet. Sie verstehen sich als kulturelle Brückenbauer, die unentwegt nach Dialogen suchen.  

www.germanpops.de
www.masaa-music.de
www.berndruf.de

 

 


27. 04. 2020 | Jazzthetik

 

Masaa       Konzentrat der Zärtlichkeit

 

 

Mit Irade verschieben Masaa den Fokus ein wenig weiter in Richtung Orient. Doch auch auf seinem vierten Album spielt das deutsch-libanesische Quartett nach wie vor lyrische Weltmusik jenseits aller Crossover-Attitüden.

Von Harry Schmidt

(Photo Andy Spyra)

 

 

Masaa heißt Abend. Und doch bedeutet das arabische Wort weit mehr als seine deutsche Entsprechung. Masaa bezeichnet nicht nur die Zeitspanne zwischen Tag und Nacht, sondern auch die darin stattfindenden Begegnungen zwischen Menschen und die darin geführten Gespräche. Nicht umsonst haben der Trompeter Marcus Rust und der libanesische Vokalist Rabih Lahoud ihre Band nach dieser Zeit des Erzählens, des Austauschs und der offenen Kommunikation benannt, nachdem sich ihre Wege 2012 bei einem Bigband-Workshop eher zufällig gekreuzt hatten. Die Chemie stimmte auf Anhieb, und der Wunsch nach einer Zusammenarbeit war rasch ausgesprochen, aber erst im Nachhinein realisierte Rust, dass er dort auf seinen aktuellen Lieblingssänger gestoßen war – Lahoud studierte seinerzeit in Köln bei Markus Stockhausen und hatte zwei Jahre zuvor mit dessen Band Eternal Voyage ein Album aufgenommen. Unterstützung kam von Till Brönner, der seit 2009 an der Dresdner Musikhochschule unterrichtete und sich für den Plan, Rusts damaliges Trio mit dem Pianisten Clemens Pötzsch (p) und Demian Kappenstein (dr) durch Lahoud zu ergänzen, sofort begeistern konnte. Als Resultat der von Brönner unterstützten Aufnahmesessions erschien 2013 mit Freedom Dance das Debütalbum des Quartetts Masaa. Bereits ein Jahr zuvor waren sie mit dem Bremer Jazzpreis in der Kategorie „Jazz mit ethnischen Einflüssen“ ausgezeichnet worden.

Auch mit ihrem aktuellen Album, dem vierten für Traumton, werden Masaa diesem Attribut gerecht: Weltmusik im besten Sinne ist auch auf Irade („Willenskraft“) wieder zu hören. Allerdings haben sich die Gewichte etwas weiter in Richtung Orient verschoben. Nach dem Ausstieg von Pötzsch entschieden sich Rust, Lahoud und Kappenstein 2018, den Pianisten durch einen Gitarristen zu ersetzen. Auch Reentko Dirks war Rust und Kappenstein aus gemeinsamen Studientagen in Dresden gut vertraut. Dirks spielt ein Modell mit zwei Hälsen, was das Spektrum seines Instruments sowohl um Klangeigenschaften des Kontrabasses wie der Oud erweitert. So kompensiert er nicht nur die Abwesenheit eines Bassisten, sondern unterstreicht und ergänzt vielfach auch die Melismen und Arabesken in Lahouds Gesangsvortrag. Hinzu kommen Anleihen an die andalusische Flamencotradition.

Wie groß die Verbundenheit mit dem neuen Bandmitglied ist, wird durch die Tatsache unterstrichen, dass die Hälfte der Songs auf Irade aus der Feder des Gitarristen stammt. Etwa die kantable Ballade „Lullaby for Jasu“, die nicht nur in der Playlist die Mitte des Albums definiert – eine unwiderstehliche Serenade als Konzentrat der Zärtlichkeit, die die Essenz dieses lyrischen, von kammermusikalischer Intensität und Intimität geprägten Longplayers ausmacht, selbst da, wo die Grenze hin und wieder in Richtung einer tänzerischen Dynamik überschritten wird.

Austausch und Kommunikation kennzeichnen den Prozess, in dem die Songs von Masaa entstehen. „Der Grundgedanke ist, dass jeder mitbringt, was er in seinem Inneren hört, worauf die anderen wiederum antworten“, erklärt Rust den Ansatz der Band. „Es geht vor allem um das Erfassen einer spezifischen Stimmung, darum, möglichst nah an eine Emotionsidee heranzukommen.“ Entsprechend folgen die Improvisationen auch weniger dem Prinzip des aus der Gruppe hervortretenden Solisten, sondern sind ineinander verwoben. Lahouds poetische Texte entstehen stets auf Grundlage der bereits existierenden Musik und umfassen oft wie japanische Haikus nur wenige Zeilen. Dabei macht sich der Sänger zum einen zunutze, dass die Bedeutungshöfe der Wörter in der arabischen Sprache größer sind als in anderen. Des Weiteren lässt er zu, dass sich mit den Lauten ein Feld jenseits der Semantik eröffnet, eine improvisatorische „Sprache der Klänge“ (Rust) jenseits der Wortbedeutungen. Mit einer sehr individuellen Stimme, der man gern zuhört, gibt Lahoud seiner Dichtung klingend Raum – im Gesangsakt werden seine Lyrics zu wahrhaftiger Lyrik.

Entsprechend ist es auch Rust und Kappenstein, was Spieltechniken und Instrumentarium angeht, darum zu tun, die Palette ihrer Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. So greift der Trompeter häufig zum Flügelhorn. Vielleicht ist die Musik von Masaa gerade deshalb so bemerkenswert, weil der Zugang von Rust und Lahoud gewissermaßen in vertauschten Rollen stattfand: Der im Libanon als Kind katholischer Maroniten aufgewachsene Sänger hat seine musikalische Laufbahn als Pianist begonnen, sich seit seiner Kindheit intensiv mit Beethoven beschäftigt, wohingegen Rust als Sohn klassischer Musiker während des Zivildiensts in Indien seine Leidenschaft für die Musik fremder Kulturen entdeckte und vor allem von arabischen Musikern wie Dhafer Youssef, Anouar Brahem und Rabih Abou-Khalil geprägt ist. Masaa pflegen eine hochspezifische Synthese, die eine sensible, lebendige Vielfalt hervorbringt – eine organische Verschränkung von Orient und Okzident, die aber kein Crossover ansteuert.

Aktuelles Album:

Masaa: Irade (Traumton / Indigo)

 


23. 03. 2020 | NDR Kultur à la carte

Musik als Tor zur inneren Welt

Studiogast: Rabih Lahoud

Wenn Rabih Lahoud die Augen schließt und sich in die Tage seiner Kindheit zurückversetzt, dann sieht er die Bananenstauden und die Orangenbäume vor sich, die im Garten seines Elternhauses oberhalb von Byblos standen. Er riecht den Zimt, der in keinem Gericht fehlte, das seine Mutter kochte.

 

Rabih Lahoud wurde 1982 im Libanon geboren, mitten in die Zeit des Bürgerkriegs. So mischen sich unter die malerischen Erinnerungen auch Bilder von sterbenden Familienmitgliedern und Angst vor dem Lärm der Geschütze. Die Musik ist das Tor in Rabih Lahouds innere Welt. Beethoven oder Mozart tragen seine Gedanken fort, und er träumt schon früh von einem Leben als Musiker in Europa.

Einflüsse aus Klassik, arabischer Musik und Jazz

Heute ist Rabih Lahoud genau dort angekommen. Seine Stimme ist so facettenreich, dass es schwerfällt, sie zu beschreiben. Orient, europäische Klassik und das besondere Timbre der christlich-maronitischen Liturgie verbinden sich darin zu einem ganz eigenen Klang. Mit seiner Band Masaa mischt Rabih Lahoud Einflüsse aus Klassik, traditioneller arabischer Musik und Jazz zu einem mitreißenden Sound.

Kurz nach Erscheinen des vierten Masaa-Albums "Irade" sprechen wir mit Rabih Lahoud in NDR Kultur à la carte über die vielen Facetten seiner Musik.

Das Gespräch führte Mischa Kreiskott.


03. März 2020 | quantara.de | Interview mit Stefan Franzen

Die Band "Masaa"
Ein Zaun wird zu Wasser

Auf ihrer vierten CD "Irade" (Willenskraft) haben sich Masaa vom Pianosound gelöst, beschreiten mit ihrem neuen Gitarristen aber nach wie vor Brücken zwischen Jazz-Improvisation und arabischen Anklängen. Stefan Franzen stellt die Band vor.

"Ein Zaun schützt die Menschen. Menschen schützen den Zaun. Ein Zaun schützt einen Zaun. Er kommt, um Menschen zu berühren, um Menschen zu verwandeln." Das sind die ungewöhnlichen arabischen Eingangszeilen des neuen Masaa-Albums "Irade". Und weiter: "Dein Zaun ist klares Wasser, dein Zaun ist Licht und Schatten, und das ist alles Freude." In einer Welt, in der die politische Großwetterlage allerorten auf das Errichten von Mauern und Zäunen ausgerichtet ist, sind das sehr optimistische Verse.

"Ich mag es, das Sinnvolle zu suchen in Dingen, die ohnehin existieren. Wenn man etwas verteufelt, dann wird man so verbittert, dass man nicht mehr drüber wegkommt", sagt Rabih Lahoud im Interview mit Qantara.de.

"Ich denke oft darüber nach, warum das auch in Deutschland immer öfter passiert, dass man andere Menschen ausgrenzt. Aber dann sehe ich immer wieder die Menschen dahinter. Die Menschen, die ausgrenzen, sind auch Menschen, und ich versuche, keine Verbitterung in mir aufzubauen, sie nicht als unwürdig einzustufen. So kann die Tat der Ausgrenzung verwandelt werden, sie soll fließen, damit sie weggeht, weitergeht, vorankommt, wie Wasser."

 

Ein multilingualer Künstler

Lahoud hat sich schon auf den letzten drei Alben als pointierter Poet in mehreren Sprachen hervorgetan. Mit Worten setzt er kurze, prägnante Akzente, über die man lange nachdenken kann. Dieses Dichten hat sich im wahrsten Wortsinn auf "Irade" nochmals "verdichtet". Wie Haikus, die japanischen Kurzzeiler, schweben sie im Raum, um sie herum lange wortlose Passagen mit seiner empfindsamen, seelenvollen Stimme.

Der Weg zu diesem neuen Werk allerdings war nicht geradlinig. Masaa mussten den Weggang von Clemens Pötzsch am Klavier verkraften, sich erstmal neu sortieren. "Es kam für uns sehr überraschend", erinnert sich Trompeter Marcus Rust zum Ausstieg des Tastenmannes.

Die drei verbliebenen Musiker, neben Lahoud und Rust der Drummer Demian Kappenstein, berieten sich über das weitere Vorgehen. Ein neuer Pianist wäre nur mit dem alten verglichen worden. Und so fiel die Wahl auf einen alten Bekannten, den Gitarristen Reentko Dirks, der Masaa schon immer als seine Lieblingsband bezeichnet hatte und eine Vorbildung in orientalischer Musik hatte.

 

Vielseitig und talentiert

"Seine Gitarre hat zwei Hälse", erläutert Rust, "er hat andere Spielmöglichkeiten, Vierteltöne zum Beispiel, und er kann ähnlich wie eine Oud, aber auch wie ein Bass klingen." Dirks, so sind sich alle einig, spiegele den Geist der Band wider, Dinge zu verbinden, das arabische Skalensystem des Maqam mit Flamenco-Power und ganz intimen, lyrischen Ideen.

"Reentko kann sich von diesem Fee-artigen Wesen zu einem energetischen Rocker wandeln", lacht Lahoud. "Aber insgesamt öffnet die Gitarre die zarten Welten noch mehr. Wenn ich mich darauf einlasse, was Reentko macht, dann merke ich, dass auch meine Stimme noch mehr in die leisen Nuancen hineingehen kann."

Es sind besonders diese Passagen, die "Irade" zu einem sehr bewegenden Album machen: Zentral ist da ein Stück namens "Herzlicht", in dem Lahouds Stimme förmlich leuchtet. Kein anderes Stück trägt einen deutschen Titel, und als deutscher Hörer ertappt man sich natürlich dabei, auf ein paar Zeilen in der Muttersprache zu warten.

 

Verschiedene Welten zulassen

Doch die kommen nicht. Ein wunderschöner textfreier Melodiefluss mündet am Ende in eine Kurzbeschreibung einer Seelenlandschaft im Stile von Khalil Ghibran. "Wenn mich Leute am Telefon hören, rechnen sie nicht damit wie ich aussehe", erklärt Lahoud dieses Spiel mit den Idiomen. "Wenn sie mich dann treffen, ist das ein Riesenkonflikt zwischen dem, was an mir deutsch ist und was libanesisch sein sollte. Mit dieser Erwartung spiele ich auch bei diesem Stück. Der Konflikt ist von mir so gewollt: Denn am Ende geht es doch einfach darum, das zu genießen, was man schön findet, beide Welten in der Schönheit ihres Seins zu lassen."

Verschiedene Welten zuzulassen, so wie sie sind – wenn das eine Maxime von Masaa ist, versteht man auch, warum sie sich in einem anderen Stück dem Philosophen und Wissenschaftler Averroes (Ibn Rushd) nähern, der in Córdoba die Blütezeit des zwar nicht immer reibunglosen und friedlichen, aber trotzdem belebenden und fruchtbaren Miteinanders der Volksgruppen und Religionen im maurischen Andalusien mitgestaltete.

Marcus Rust hatte diese Komposition ursprünglich für das Pergamonmuseum Berlin geschaffen. Lahoud findet es bemerkenswert, dass nicht nur die Glaubensrichtungen, die sich heute wieder verstärkt "bezaunen" vor 1.000 Jahren größere Nähe hatten, sondern auch die Kunst eine enge Nachbarin der Wissenschaft war.

 

Verständigung jenseits der Worte

"Dinge nicht so auseinanderzudividieren, das fasziniert mich und entspricht auch meinem inneren Wunsch, so zu sein. Und da hat die Musik die Kraft zur Vermenschlichung der Gesellschaft, denn sie braucht nicht das kognitive und analytische 'Wer bin ich' und 'Wo gehöre ich hin'. Immer wieder erlebe ich Menschen, die berührt sind von einer Art von Musik, die sie vorher noch nie gehört haben."

Masaas Album "Irade" bietet durch die vielen Verknüpfungen der Welten eine Chance zur Verständigung jenseits der Worte. Dabei lässt diese Musik durchaus auch den Schmerz zu. Etwa, wenn in "Lullaby For Jasu" ganz offen der Krieg thematisiert wird.

Rabih Lahoud ist im libanesischen Bürgerkrieg aufgewachsen, seine Eltern leben immer noch in Beirut und bekommen die derzeitigen Unruhen hautnah mit. "Ich dachte, ich hätte mehr Distanz durch mein Leben in Deutschland. Ich merkte, wie ich mich innerlich distanzieren musste, um wieder funktionieren zu können und nicht in dieser Kriegsstarre zu sein", bekennt er. "Doch ich merke, wie ich jetzt wieder von den Nachrichten aufgesogen werde, wie diese Starre nie richtig weggeht und wie man das immer wachhalten soll, damit ein Krieg nie wieder geschehen kann."

Bei Masaa nutzt Lahoud seine Talente für den Frieden auf eine denkbar schöne Weise.

Stefan Franzen

© Qantara.de 2020


01. 07. 2019 | Woodstock Revival mit Feuerwerk

Sinfonische Wiederauferstehung beim Sommerfest des Rheingau Musik Festival (Weltexpresso, Eva Mittmann)

 

 

 

Das Video ist auf youtube verfügbar.   LINK

Im Rahmen des Rheingau Musikfestivals am 29.Juni 2019, Schloss Johannisberg  - Kein Wölkchen am blitzblauen Himmel. Darunter tummeln sich hoch oben auf dem Johannisberg die vorwiegend Reichen und Schönen im „lukullischen Schlosshof“, um einer ganz speziellen Inszenierung einer einst legendären Hippie-Ära beizuwohnen, dem jetzt so titulierten „Sinfonic Woodstock“.

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Dem WDR-Funkhausorchester ist hier unter der Leitung von Wayne Marshall ein musikalisches Meisterwerk der Extraklasse gelungen, wie Ministerpräsident Volker Bouffier und Graf Ingelheim im Vorfeld ankündigen. Woodstock wird hier als sinfonische Dichtung zelebriert, in Erinnerung an den Höhepunkt der Bürgerbewegung, der Anti-Kriegsbewegung unter der für alle für den Abend empfohlenen Losung: „Genießen Sie den Blick zurück, aber natürlich mit dem Sinn nach vorne!“ Doch wahres Woodstock-Feeling will nicht so ganz aufkommen, während die Zuhörer allesamt artig auf unbequemen Plastikstühlen sitzen.
Und schon startet das Orchester mit dem Titel „Going up the country“, den P1090438
Sänger Rabih Lahoud gekonnt interpretiert und mit dem die Band Canned Heat vor 50 Jahren einst pünktlich um 19:30 Uhr das Festival auf dem Gelände von Max Yasgurs Farm eröffnet hatte. Gleich im Anschluss daran „Bad moon rising“ von „Creedance Clearwater Rivival, stimmlich in Szene gesetzt von Viviane Essing. Es folgt eine Hommage an Joni Mitchell mit P1090459
diesem Ausnahmetitel, der unvergesslich Schmetterlinge in die Luft zaubert: „Woodstock“. So schwingt es in uns nach: „We are stardust, we are golden...“. Auch wenn Joni stattdessen auf ihrer Hompage ganz cool schreibt: "I come from open prairie...". Sie wird es sich sicher zeitlebens nicht verzeihen, aufgrund einer angedrohten Konventionalstrafe zwecks anderer Vertragsverpflichtung beim Festival, das sie so empathisch besingt, nicht dabei gewesen zu sein!
Tragik-komisch kommt der nun Anti-Kriegstitel „I feel like I'm fixin to die rag“ von Country-Joe-McDonalds daher. Hier mutet das Arrangement der Orchesterversion an wie die Filmmusik zu den frühen Charlie-Chaplin-Filmen. Last but not least der Guitar-Hero Jimmy Hendrix, der „die Linkshändergitarre zum Zauberstab machte“. Insbesondere bei seiner Interpretation der Britischen Nationalhymne, P1090436wie Moderator und Matador der Stunde Malte Arkona im perfekten Hippie-Outfit erläutert: Ein Jammer – so heißt es - dass die Wirkung seiner virtuosen Kriegsversion der Nationalhymne ausblieb: Es waren nämlich zum Zeitpunkt des Auftritts von Jimmy nur noch 25.000 Besucher von den anfänglich 400.000 anwesend. Jammerschade.
Dennoch: Ein weniger bombastisch orchestrales Arrangement zum Titel „Hey Joe“ von Jimmy Hendrix hätte dem jetzigen Konzert gutgetan. Nach weiteren Titeln von Bob Dylan, Peter, Paul & Mary und Sly & the Family Stone schleicht sich nun im zarten pizzicato der Streichinstrumente „We shall overcome“ von Joan Baez unter die Haut. Sehr gelungen interpretiert!

P1090450Zum guten Schluss noch die Orchesterversion von „Freedom“, einst vorgetragen von Ritchie Heavens. Für immer wird es mir ein Rätsel bleiben, wie aus diesem One-Chord-Song eine filigrane Orchesterversion werden konnte. Im Anschluss an eine kleine Verschnaufpause im lukullischen Garten (der seinem Namen alle Ehre macht) zum guten Schluss noch das fulminante Feuerwerk: Gigantisch exzeptionell – weil tatsächlich synchron zur eingespielten Musik: "Also sprach Zarathustra" von Richard Strauß gefolgt von Richard Wagners "Walkürenritt.“ In fast vollkommener Übereinstimmung zur Musik in Szene gesetzt.
Schlicht genial.
Fotos:
©: Eva Mittmann

 September 2019 | Saarbrücker Zeitung

WND Jazz : Abendland und Morgenland im Einklang

 

 

Vorabkonzert des Internationalen Musikfestivals WND Jazz: Die Band Masaa trat im Kurhaus Harschberg auf.

 

 

Von Lukas Groß (Photo: B&K/Bonenberger)

 

„Sie werden vor dem Problem stehen, zu erklären, was das hier heute war“, prophezeit Demian Kappenstein, Schlagzeuger der Band Masaa, gegen Ende des Konzertes, dem Publikum. Und in der Tat ist es nicht einfach, jemandem, der nicht selbst dabei war, das Musikevent zu beschreiben, das am Samstagabend im St. Wendeler Kurhaus Harschberg über die Konzertbühne ging. Konventionen suchte man weitgehend vergeblich – der Abend gestaltete sich erfrischend anders, weit vom Mainstream entfernt. Darauf hatte Organisator Ernst Urmetzer, Chef des Jazz-Förderkreises (JFK) St. Wendel, nach eigener Aussage großen Wert gelegt.

 

Beispielsweise setzten die Musiker Luftpolsterfolie ein, um das Schlagen von Flügeln zu imitieren. Das Besondere an Masaa war jedoch, dass es der Band gelang, den vermeintlichen Konflikt zwischen westlicher Jazzmusik und arabischer Lyrik aufzulösen und beides in Einklang zu bringen. Personifiziert wurde dieses Zusammenspiel der Kulturen besonders durch das Harmonieren zwischen Marcus Rust an der Trompete und dem libanesischen Sänger Rabih Lahoud. Es bedurfte keiner Sprachkenntnisse seitens des Publikums, um die Emotionen zu spüren, die Lahoud mit seinem morgenländischen Gesang zu vermitteln versuchte. Von fetzig-flottem Jazz bis hin zum melancholisch-getragenen Schlaflied stellte die Band eine Auswahl Lieder aus der Vergangenheit sowie aus ihrem neuen Album vor, das kommendes Jahr erscheinen soll.

 

„Masaa bedeutet Abend“, übersetzte Lahoud für diejenigen im Publikum, die des Arabischen nicht mächtig waren. Damit ist vor allem die Abendstimmung und die Möglichkeit gemeint, das „Herz auszuschütten, ohne sich begrenzen zu müssen“. Der gesamte Auftritt sowie die Ungezwungenheit der vier Musiker wirkten authentisch. Mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und seinem Mienenspiel bewies vor allem Gitarrist Reentko Dirks – oft in Zusammenspiel mit Demian Kappenstein – eine ansteckend gute Stimmung und strahlte diese in den kleinen, vollbesetzten Konzertsaal aus. Das Publikum, das, wie Urmetzer berichtete, in der Regel zu großen Teilen aus jährlich wiederkehrenden Stammgästen bestehe, honorierte die Leistung der Band mit Applaus und verlangte gleich mehrfach Zugaben.
Zum Artikel

 



14. 06. 2019 | SWR2 Interview (Magdalene Melcher)
Grenzgänger zwischen Orient und Okzident

Der libanesische Sänger Rabih Lahoud ist mit der westlichen Musiktradition genauso vertraut wie mit der Musikkultur seiner arabischen Heimat. Mit seiner Kunst möchte er für die Ambivalenzen zwischen Orient und Okzident sensibilisieren. Magdalene Melchers hat ihn getroffen. LINK


Januar 2019

Viele Wege zur Stimme
Chorzeit - das Vokalmagazin (von Nora-Henriette Friedel)  www.chorzeit.de

 

Rabih Lahoud befasst sich sehr mit der Polyvagal-Theorie. Im Artikel heißt es dazu:

 

«Die Gesangsstimme und damit optimale Atmung, optimales Vokaltrakt­-Tuning, optimale Körperunterstützung und optimales Hören funktionieren erst, wenn der ventrale Vagus aktiv ist – also, wenn Körper und Hirn sich sicher fühlen», sagt Rabih Lahoud.
Er arbeitet an Übungen, die in Unterricht oder Probe Wege vermitteln, um aus dem aus Unsicherheit resultierenden Zustand der unbewussten Verteidigung heraus­ und schnell in die soziale Verbundenheit hinein zu kommen. «Nur dann können Technik und Musikalität blühen», sagt er. Ein wichtiges Mittel hierfür ist, was Porges Neurozeption nennt: die Wahrnehmung unterhalb des Bewusstseins.

 

 Was muss ich tun, um nach einem langen Konzert nicht abgesungen und heiser zu sein? Wie bekomme ich mühelos und ohne dass die Kehle eng wird in hoher oder tiefer Lage einen kraftvollen Ton hin? Wie verhindere ich, dass bei absteigenden Linien meine Intonation absackt? Wie erreiche ich einen homogenen Klang im Chor?

 

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  Sänger Rabih Lahoud singt in verschiedenen Sprachen, begleitet wird er von Trompeter Marcus Rust und zwei weiteren Musikern. (Foto: Toni Heigl)
Sänger Rabih Lahoud singt in verschiedenen Sprachen, begleitet wird er von Trompeter Marcus Rust und zwei weiteren Musikern. (Foto: Toni Heigl)

23. September 2018

Die arabisch-deutsche Jazz-Band "Masaa" macht das Publikum in der Friedenskirche glücklich
(Süddeutsche Zeitung; Anna-Elisa Jakob, Dachau)

 

"Ich empfinde eine große Sympathie in diesem Raum", sagt lächelnd Sänger Rabi Lahoud. Das klingt ein bisschen pathetisch, trifft die Stimmung aber auf den Punkt. Der Gemeindesaal der Friedenskirche ist an diesem Samstagabend gut gefüllt, das Publikum lauscht gebannt den Klängen der Jazz-Band Masaa. Kurz vor Einlassbeginn bildet sich eine lange Schlange vor dem Eingang, ein Mann fragt sich aufgeregt durch, ob es denn überhaupt noch Karten gebe.

Frank Striegler vom Leierkasten Dachau findet trotzdem, dass es noch mehr Besucher hätten sein können: "Es sind immer die Konzerte, die mir persönlich besonders am Herzen liegen, für die wir schwer Besucher finden." Er wisse gar nicht, wie oft er die CD von Masaa bereits gehört habe. Nach dem Konzert wird er jedoch nicht der Einzige sein, der begeistert erzählt, dass dies einer der besten Konzerte überhaupt auf der Bühne des Leierkastens gewesen sei. Vor ihrem Auftritt in Dachau haben sie in Gütersloh in einem großen Theater gespielt, erzählen die Musiker. "Heute darf es wieder etwas intimer werden", kündigt Sänger Rabih Lahoud an. Er hält sich die Hand leicht vor die Augen, um in dem grellen Scheinwerferlicht die Reaktionen des Publikums erkennen zu können.

Als die Musiker die Bühne betreten, wird es still im Saal. Alle vier sind komplett in Schwarz und Dunkelblau gekleidet, vom dünnen Rollkragenpullover bis hin zu den Schuhen. Einzig Clemens Pötzsch, der Mann am Klavier, trägt leuchtend weiße Turnschuhe, die jetzt im Takt auf und ab wippen. Schnell entsteht eine Melange aus hellen Klaviertönen, dem gedämpften Rhythmus des Schlagzeugs und dem vorsichtigen Pfeifen der Trompete. Wenn Rabi Lahoud zu singen beginnt, schwingt er eine Hand mit, sie folgt den Tönen von hoch bis tief. Das erste Lied singt er auf Französisch - seine "zweite Muttersprache", wie Rabih Lahoud erklärt. Später folgen Songs auf Arabisch, seiner "ersten Muttersprache". Sie wollen die verschiedenen Sprachen vor allem so nutzen, dass sie "mit dem Herzen zu verstehen sind", beschreibt der Musiker. Ob die Zuhörer die Worte begreifen, sollte dabei gar nicht so wichtig sein. Den Vers des nächsten Liedes übersetzt er trotzdem ins Deutsche, bevor die Musik beginnt. Das Publikum lässt die Worte wirken, Einzelne nicken.

Masaa erschaffen eine Musik, die schwer einzuordnen ist. Die Musiker selbst sagen, sie hätten "keine Schublade, keinen Plan". Sie lieben die Improvisation, sie mache ihre Musik so mühelos. Immer wieder gibt es Teile, die gerade in diesem Moment, auf der kleinen Theaterbühne im Gemeindesaal der Friedenskirche, zu entstehen scheinen. Dann lachen sich die vier Musiker zu, mit leuchtenden Augen.

An einer Stelle werden sie ganz ruhig: "Mira" heißt das Lied. Hier ginge es um die zarten Dinge, erklärt Sänger Rabih Lahoud - und dass genau diese oft nicht gehört würden. Demian Kappenstein holt an dieser Stelle einen ungewöhnlichen Gegenstand nach dem anderen hinter seinem Schlagzeug hervor: Er knistert mit Verpackungsfolie, lässt eine kleine Spielzeugpuppe klingeln oder schlägt mit einem Tuch auf die Trommeln. Im Laufe des Konzerts blickt er sich immer wieder um, als würde er sich fragen, welchen Gegenstand er noch in seine Musik miteinbeziehen kann. Trotz - oder gerade wegen - dieser Experimente bleibt der gemeinsame Mix der Band stets harmonisch.

Vor allem verbindet die Musiker aber eines: das Verrücktsein nach der perfekten musikalischen Kombination, der schrägen Harmonie, die Menschen bewegt. Auf der Bühne zeigt jeder Einzelne seine persönliche Note, gemeinsam werden diese zu einer Musik, die laute und leise, nachdenkliche und intensive Töne, Orient und Okzident auf außergewöhnliche Weise vereint.

So sieht das auch das Publikum. Nach tosendem Applaus spielt die Band mehrere Zugaben, bis sich die vier Musiker schließlich von der Bühne verabschieden. Für ihr letztes Lied lassen sie alle Mikrofone und Verstärker ausschalten. Der Abend verklingt ein reiner, direkter Akustik.

 

 


01. 08. 2018

NDR Kultur CD-Tipp: "Eternal Voyage live"

(Vorgestellt von Petra Rieß)

Musik für Körper und Geist

Vom ersten Ton an ist klar: Für diese Musik muss man sich Zeit lassen. Die Ohren, Körper und Geist müssen sich erst öffnen. Dann kann sie beginnen, die Reise, zu der wir hier eingeladen sind...... Zum Artikel

 

 


Rabih Lahoud lud zu einer jazzigen Reise ein. FOTO: Andreas Probst
Rabih Lahoud lud zu einer jazzigen Reise ein. FOTO: Andreas Probst

Duisburg
Musikalische Reise in den Orient in der Lutherkirche
Duisburg. Zu einer musikalischen Reise in den Orient lud der libanesische Sänger und Komponist Rabih Lahoud das Publikum beim Intermezzo-Konzert in der Duisserner Lutherkirche ein. Die über 200 Besucher nahmen diese Einladung bereitwillig an, und so hätte das Gotteshaus für gut zwei Stunden auch ein Jazzclub in Beirut oder Tripoli sein können. Lahoud, Kopf des libanesisch-deutschen Quartetts "Masaa" ("Abend"), erwies sich als Teamplayer, der sich nicht in den Vordergrund drängt und vor allem im Dialog mit dem Trompeter Marcus Rust die unglaubliche Bandbreite seines gesanglichen Könnens demonstriert. Seine warme Stimme - er singt überwiegend in arabischer Sprache - klingt auch in den höchsten Tonlagen nie schrill. Manchmal konnte man fast nicht unterscheiden, wer von den beiden Musikern gerade diese Töne produzierte.

Pianist Clemens Pötsch bereicherte das Spiel des Quartetts durch seine einfühlsame Begleitung am Flügel, wobei er auch schon mal ins Innere des Instruments griff und dort Saiten zupfte. Für ein weiteres Highlight des Konzerts sorgte zweifelsohne auch Demian Kappenstein am Schlagzeug. Neben Becken und Trommeln bearbeitete er unter anderem auch eine Spielzeugpuppe mit seinen Sticks und Klöppeln, legte Einkaufsbeutel auf die Trommeln oder beschwerte die Felle mit Gewichten, wie man sie aus früheren Tante-Emma-Läden kennt.

Das Publikum war begeistert von dieser jazzigen Reise in die Welt von "Tausend und einer Nacht" und bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus. Gewiss werden alle dem für den Echo Jazz 2018 nominierten Rabih Lahoud die Daumen drücken, wenn am 31. Mai in Hamburg die Preisträger verkündet werden.

 

 


„Masaa“ sollte man sich merken: Seit 2012 spielen die vier Musiker zusammen, (v.l) Clemens Pötzsch, Rabih Lahoud, Markus Rust, Demian Kappenstein (Foto: Dorothee L. Schaefer)
„Masaa“ sollte man sich merken: Seit 2012 spielen die vier Musiker zusammen, (v.l) Clemens Pötzsch, Rabih Lahoud, Markus Rust, Demian Kappenstein (Foto: Dorothee L. Schaefer)
17.04.2018
Eine Musik tiefgehender Verständigung
MASAA gastierte in der Weingartener Linse
(Schwäbische Zeitung, Bericht von Dorothee L. Schaefer)

Jazztime Ravensburg hat am Samstag die Band „Masaa“ auf die Bühne der Linse gebracht. Schon vom ersten Ton an nimmt „Masaa“ – was auf arabisch so viel heißt wie „Abenddämmerung“ – musikalisch gefangen: Vier junge Musiker, alle um die 30 Jahre alt, alle Zauberer auf ihrem Instrument, alles Könner, grundsympathische Profis mit noch unverbrauchter Musikalität und Freude am Experiment.

Was ist das für eine Musik, bei der Clemens Pötzsch am Klavier einen Klangteppich webt, indem er auch öfter die offenen Metallsaiten berührt und eine zarte Percussion erzeugt, und Demian Kappenstein an den Drums mit kleinen Strohbesen, einem orientalischen kleinen Glockenspiel oder mit großem Schlagzeug einen mal subtilen, mal gewaltigen, radialen Sound erzeugt? Nah beieinander stehen den ganzen Abend über der Trompeter Marcus Rust, der mit seiner Trompete und dem unendlich geschmeidigen Ton der Flügeltrompete den melodischen Bögen und den Lautmalereien des Sängers so dicht folgt, dass beide zu einer zweistimmigen Einheit verschmelzen.

Das Herz der Gruppe ist die Stimme des Libanesen Rabih Lahoud, was heißt die Stimme, es sind viele Stimmen, die er beherrscht und für jede Sprache, die er spricht, hat er eine andere. Mit Französisch beginnt er, der Libanon ist frankophon, Lahoud ist im Libanon aufgewachsen, bis er vor 16 Jahren nach Deutschland kam. Seine Muttersprache ist Arabisch, sein Deutsch makellos und Hebräisch spricht er auch. Dazu verfügt er über eine gigantische Tonbreite, von der Höhe bis zur Bassstimme und zur orientalischen Kopfstimme mitsamt allen möglichen Modulationen wie Sprechen oder Hauchen. Im Französischen hat er die Stimme eines Chansonniers, ganz kurz blitzt der Stil von Aznavour auf, die Eleganz der Poesie, im Arabischen sind es das leicht Heisere, die Wärme und die andere Dynamik der Laute, die litaneiartigen Wiederholungen, das Eindringliche der meditativen Klangsprache, die Wehmut, die sich in den Tönen überträgt.

Das Flügelhorn faucht, greint, grunzt und grummelt

Diesem Grundcharakter folgen die drei anderen: Hellwach, mit schlafwandlerischer Sicherheit umkleiden sie diese Stimme, ohne ihr jemals Kraft zu nehmen. Schnelle Schläge auf der mit einem Tuch abgedeckten Trommel, zart streicht der kleine Strohbesen über die Becken, dazu faucht, greint, grunzt und grummelt leise das Flügelhorn, es heult wie ein Tier in der Ferne, fiept wie ein Vögelchen – und das Klavier lässt die Läufe, Triolen und selten sanfte Akkorde dazwischen gleiten wie eine zart schmelzende Substanz.

Man wird völlig weggetragen von dieser Musik, von den poetischen Texten, die Lahoud mit dem wunderbaren Satz jede Sprache habe „ihren eigenen Verständniszauber“ erklärt. Und man wird nicht entführt in einen falschen Exotismus, sondern kommt statt dessen immer wieder zurück zu den Wurzeln der Musik, der Stimme, der Sprache, des Wortes, der Verständigung, einer Welt der unterschiedlichen Kulturen, uralter und neuer, lebender und verschwundener. Sie erweitert auf erstaunliche und dauerhafte Art Blick und Gemüt.


Und das Publikum? Hingerissen, jubelnd bekommt es noch drei Zugaben. Eine wirkt wie ein Gebet, die zweite ist rein akustisch, dazu setzen sich Sänger und Trompeter auf die Rampe –und siehe da, es wird nur noch meditativer ohne Verstärker – und eine letzte löst noch mal Begeisterung aus. Und für zuhause gibt's noch gratis ein Textheft mit auf den Weg – denn die neue, prämierte CD „Outspoken“ war ihnen am Abend zuvor in Duisburg „aus den Händen gerissen worden, man konnte sie aber gleich bei ihnen bestellen.

 

 


Mit einem glänzenden Konzert endete am Donnerstag die Jazzsaison im Dachtheater. Diese renommierte Reihe wurde an diesem Abend durch das kulturelle Grenzen übergreifende Projekt des libanesischen Sänger Rabih Lahoud um eine einzigartige Facette bereichert
Mit einem glänzenden Konzert endete am Donnerstag die Jazzsaison im Dachtheater. Diese renommierte Reihe wurde an diesem Abend durch das kulturelle Grenzen übergreifende Projekt des libanesischen Sänger Rabih Lahoud um eine einzigartige Facette bereichert

 

Orient trifft Okzident
Warendorf - Freitag, 16.03.2018

Rabih Lahoud, der in diesem Jahr sogar für den Echo in der Sparte „bester nationaler Sänger“ nominiert ist, verzauberte das Publikum mit seiner ganz eigenen Art, Gefühle und Geschichten in Musik zu setzen.

Mit einem glänzenden Konzert endete am Donnerstag die Jazzsaison im Dachtheater. Die renommierte Reihe wurde an diesem Abend durch das kulturelle Grenzen übergreifende Projekt des libanesischen Sänger Rabih Lahoud um eine einzigartige Facette bereichert. Lahoud, der in diesem Jahr sogar für den Echo in der Sparte „bester nationaler Sänger“ nominiert ist, verzauberte das Publikum mit seiner ganz eigenen Art, Gefühle und Geschichten in Musik zu setzen.

Vieles ist geschehen, seitdem mit dem Oudmeisters Rabih Abou-Khalil eine gegenseitige Inspiration der Kulturen initiiert wurde. Rabih Lahoud steht da in bester Tradition, hat aber eine ganz eigenen Stil entwickelt. Seine poetische Art zeigte sich sofort im ersten Lied „Aruz“, bei dem er spielerisch zwischen den Welten sich bewegte. Seine Wurzeln bei Jacques Brel und Edith Piaf, deren Lieder er schon oft in Konerten gesungen hat, spürte man bei „Quand de Soleil“, bei dem die französische Sprache unglaublich natürlich in den Melodiefluss ihren Reiz entfalten konnte.

Rabih Lahoud schaffte es, die gefühlvollen Inhalte unabhängig von der jeweiligen Sprache in ein lebendiges Gewand zu kleiden. Da öffnete sich selbst bei libanesischen Texten die ganze magische Welt der Erzählungen.

Bei dieser musikalischen Reise in die Welt der Fantasie jenseits stilistischer Grenzen wurde er von drei Musikern begleitet, mit denen er sich intuitiv versteht und die auf selbst kleinste Schattierungen feinsinnig reagierten. Am Flügelhorn wusste Marcus Rust den warm timbrierten Ton seines In­strumentes bestens mit dem Gesang zu verschmelzen. Clemens Pötzsch am Flügel und Demian Kappenstein am Schlagzeug bildeten dazu einen facettenreichen Kon­trast. „Baladi“ und „Freedom Dance“ bewegten das Publikum ganz tief, hier fühlten sich die Zuhörer im Strom der Melodien einfach mitgenommen.

Mit „Hiwar“ eröffnete das Quartett dann den zweiten Teil, der den glanzvollen Eindruck weiterführte. Mit seiner Stimme ging Rabih Lahoud virtuos um, seine Möglichkeiten schienen dabei keine Grenzen zu kennen. „Ta Voix“ mit seiner exquisiten instrumentalen Einleitung von Klavier und Schlagzeug riss sofort mit, hier spielten sich Rabih Lahoud und Marcus Rust gleichsam die Melodiebögen zu. Innig und äußerst zurückhaltend gestaltete das Quartett die an Satie erinnernde Ballade „Mira“, die wie eine Liebeserklärung jeden in seinen Bann zog. Raffinesse und Ideenreichtum des kultivierten Musizierens bestachen, jeder einzelne Musiker konnte seine Persönlichkeit in einem stimmigen Dialog entfalten.

Auch wenn Rabih Lahoud eine zentrale Rolle im Quartett einnimmt, so ist das Miteinander immer bestimmend für dieses deutsch-arabische Ensemble. Man fühlte sich eingefangen von dieser innigen Musik, bei der die arabische Poesie im farbenreichen Klang des Jazz, mit klassischen Elementen bereichert, zum Träumen animierte.

 


November 2017 | Von Herz zu Herz

Masaa mit bahnbrechendem Musikkonzept  -  Interview mit Rabih Lahoud
(DIE SPIELZEITung No. 8 Konzerttheater Coesfeld; Nicole Nausch-Hagedorn)

Link zum Artikel

 


10.08.2017 | WDR 5 "Neugier genügt" | Interview mit Rabih Lahoud

Mitschnitt der Radiosendung zum Nachhören


 

16.08.2017 | Masaa hat den Preis der deutschen Schallplattenkritik verliehen bekommen!


Wir gratulieren Masaa zur Auszeichnung ihres aktuellen Albums "Outspoken" mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik Bestenliste 3/2017 in der Kategorie Grenzgänge (Traumton).

 

"Sie entdecken das Eigene im Fremden und führen musikalische Gespräche, die sie die Freiheit jenseits jeglicher Grenzziehungen erleben lassen. Rabih Lahoud, Vokalist mit Wurzeln im Libanon, findet mit dem Trompeter Marcus Rust, dem Pianisten Clemens C. Pötzsch und Demian Kappenstein am Schlagzeug zu einer dichten Kommunikation, die Einflüsse aus orientalischer Kulturtradition, Klassik und Jazz in einen faszinierenden Fluss der Improvisation versetzt. Das dritte Album der Band strahlt Reife aus, ohne dass die Musik an Spontaneität eingebüßt hätte. Die häufig arabisch vorgetragene, oft aus der Situation heraus entwickelte Poesie Lahouds verknüpft sich mit den Instrumentalklängen zu einem vielfarbigen Spektrum wechselnder Stimmungen zwischen Meditation und Expressivität. Musik direkt aus dem Herzen."
(Für die Jury: Bert Noglik)

 

 

30.06.2017 | MASAA - Outspoken - CD der Woche bei NDR Info (Vorgestellt von Thomas Haak)

Geschichten aus 1001 Abend

Masaa ist das arabische Wort für Abend. Eine Zeit des Tages, in der man sich trifft, um sich auszutauschen. Man erzählt sich Geschichten, kommuniziert. Dieses Bild steht für die Spielhaltung der deutsch-libanesischen Band und der Poesie ihres Sängers Rabih Lahoud, der auf "Outspoken" auf Arabisch, Französisch, Englisch und sogar Deutsch zu hören: "Ich bin eben nicht nur ein französischsprachiger Araber aus dem Libanon, sondern längst in Deutschland zuhause", sagt Lahoud, der in den vergangenen 15 Jahren beide Kulturen aus einer Art Zwischenweltperspektive erlebte. Als Kind katholischer Maroniten 1982 im Libanon geboren und aufgewachsen, entwickelte er bereits in jungen Jahren eine Aversion gegen Dogmen und Klischees. In Gestalt des Trompeters Marcus Rust und dessen Dresdener Kommilitonen Clemens Pötzsch (Piano) und Demian Kappenstein (Schlagzeug und Perkussion) fand Lahoud hierzulande Gleichgesinnte, mit denen er derlei Untiefen seit 2011 mit Bravour umschifft.  

 

Masaas künstlerische Geschlossenheit speist sich aus der weltoffenen Vielfalt ihrer Mitglieder. Grundlage ist die Improvisation, die im Jazz wie in der arabischen Klassik eine grundlegende Rolle spielt. Zwar gibt es für jedes Stück einen Komponisten, dennoch sind nur wenige komplett notiert. Häufig werden lediglich die Grundstimmung und einzelne Zielmarken festgelegt. Das dies funktioniert, liegt am Reifeprozess der Band. Während ihr zweites Studioalbum "Afkar" noch die eindrucksvolle Momentaufnahme einer Suche darstellte, dokumentiert "Outspoken" den vorläufigen Endpunkt einer Entwicklung, die durch zahlreiche Auftritte - vor allem in Nord- und Schwarzafrika - befeuert wurde: "Outspoken" wirkt runder und klarer als seine Vorgänger, kommt schneller auf den Punkt. Die Musik hat einen unglaublichen Flow, eine ausgeklügelte Dramaturgie, ist emotional sehr intensiv und besticht stets mit einem Trompeten- und Flügelhorn-Sound, der an Nähe und Wärme kaum zu überbieten ist. Wobei sich dieser diesmal auch ins Reich der elektronischen Verfremdung traut. Überhaupt wirken Masaa auf "Outspoken" viel gelöster und unbefangener als zuvor. Man traut sich nicht nur ungewöhnliche Sounds, sondern auch vergleichsweise einfache Harmonien, agiert emotional aus dem Moment heraus. Das Ergebnis ist ein bewegendes Plädoyer für Offenheit und Verständigung - kreiert von grenzüberschreitenden Freigeistern.

 


18.06.2017 | Brücken zwischen Ost und West | 13. Morgenland Festival startet mit Fokus Libanon
(Tom Bullman Osnabrücker Zeitung)

 

Der Libanon zu Gast in Osnabrück: Das Morgenland Festival hat das Land am Mittelmeer zum Länderschwerpunkt erkoren. Und so trafen die Besucher des Festivals schon am ersten Wochenende auf zahlreiche Musiker, die entweder aus dem Libanon stammen oder dort leben.

Mit tiefer Stimme singt Rabih Lahoud in der Lagerhalle „Ya insan“, „Oh Mensch“. Begleitet vom Pianisten Clemens Pötzsch, verwandelt er seinen Stimmduktus, verfällt in eine sanfte Tonlage, schraubt sich alsbald in Countertenor-Gefilde, derweil Trompeter Marcus Rust die arabisch geprägten Melodie-Linien aufnimmt und variiert. Masaa heißt die Band, die europäischen Jazz mit der Musik des Mittleren Ostens zu einer einzigartigen, homogenen Melange verschmilzt. Sänger Lahoud ist der Frontmann der Band. Er wuchs im Libanon auf, kam aber schon bald nach Deutschland, um hier Musik zu studieren. In Osnabrück wurde er jetzt zu einer Art musikalischem Ankermann, denn bereits bei der Eröffnung des Morgenland Festivals in der Marienkirche spielte er eine zentrale Rolle.

Dort verband sich Lahouds fantastische Stimme mit den getragenen Klängen der Orgel, bis sich ein Saxofon einmischte. Dann setzten sich die Musiker in Bewegung: Von der Orgelempore schritten sie zum Altar der Marienkirche und trafen dort auf einen Ney-Spieler, der die orientalische Längsflöte virtuos beherrscht. Er begab sich in ein schillerndes Zwiegespräch mit dem Saxofon – bis auch der Orgelspieler zum Konzertflügel auf der Bühne vor dem Altar gewechselt war. Der Dialog, der hier zwischen der Musik des Ostens und Westens stattfand, wurde auf eine geografisch-physische Ebene gehoben.

 

Musik verbindet

Pianist Florian Weber hatte diese Kooperation exklusiv für das Morgenland Festival initiiert: Zusammen mit Rabih Lahoud, der deutschen Flötistin und Saxofonistin Anna-Lena Schnabel und dem syrischen Ney-Virtuosen Moslem Rahal bildete Weber dieses außergewöhnliche Ensemble, das musikalische Brücken zwischen Morgen- und Abendland baute.

Fulminant wurde das grenzüberschreitende Klangerlebnis, als der Salam-Syria-Projektchor unter der Leitung von Jörg Mall sich zu dem Quartett gesellte, um von Weber arrangierte, traditionelle arabische Lieder zu interpretieren. Bei dem Lied „Al Eyn“ bekamen sie zusätzlich Unterstützung von dem Bassisten Tony Overwater und dem deutschen Perkussionisten Ruven Ruppik, die zuvor mit der libanesischen Sängerin Rima Khcheich in der Marienkirche aufgetreten waren. Mit ihrem Ensemble aus niederländischen und deutschen Musikern verbandelte sie modernen Jazz mit den Liedern der arabischen Klassik.

„Haflet Taraf“ heißt ein moderner Song von dem libanesischen Komponisten Rabih Mroué. „Es wird viel Blabla über den Frieden gesprochen, aber die wenigsten tun etwas“, übersetzte Khcheich den Inhalt des Liedes und sprach damit vielen aus der Seele, die sich mit den Kriegen in der Welt und ihren Folgen nicht abfinden wollen. Die Flüchtlingssituation hatte den künstlerischen Leiter, Michael Dreyer, motiviert, den Libanon in den Fokus seiner diesjährigen Veranstaltungen zu stellen.

Regelmäßige Besucher des Festivals wissen, dass er gern Musiker einlädt, die ungewöhnliche Klangerlebnisse ermöglichen. So traf in der Lagerhalle der französische Kontrabassist Renaud Garcia-Fons auf Derya Türkan, der die Kemençe spielt, eine türkische Kastenhalslaute. Es traten zwei Saiteninstrumente, die unterschiedlicher nicht sein können, in eine spannende Konversation: Hier die kleine, geradezu filigrane, dreisaitige Istanbul-Kemençe, dort der eigentlich behäbige Kontrabass, der von Garcia-Fons allerdings so virtuos gehandhabt wird, als sei er ein Teil von ihm. Ausgefallene Streich- und Klopftechnik sowie der Einsatz einer Loop-Station, mit der er ein kontinuierliches Fundament für die weltmusikalischen Melodien und Improvisationen bildete, sorgten beim Publikum für Begeisterung.

Stehende Ovationen provozierte schließlich der Auftritt von Masaa. Drei Zugaben forderte das Publikum von Rabih Lahoud und seiner Band, weil es sich an der außergewöhnlichen Jazzvariante nicht satthören konnte.

 

 


06.05.2017 | Interview mit Rabih Lahoud zum neuen Masaa-Album "outspoken" (aus greenbeltofsound.de)

 

 

Ein freigeistiges Instrumentalquartett und eine herausragende Männerstimme – das sind die Zutaten für die vielleicht glücklichste Verbindung von Jazz und arabischer Färbung, die sich derzeit in Deutschland finden lässt. Das Quartett Masaa ist auf seinem dritten Album Outspoken zur Meisterschaft gereift: Die Stücke haben nun die Stringenz von Popsongs, und wie Geistesblitze fliegen die Improvisationen zwischen der Stimme des gebürtigen Libanesen Rabih Lahoud und der Trompete von Markus Rust hin und her. Am Piano liefert Clemens Pötzsch vorwärtsdrängende Akkorde und lyrische Passagen, erfindungsreich gestaltet Perkussionist Demian Kappenstein die perkussive Arbeit, auch mit Schrotteilen und Glöckchen. Anlässlich des Release habe ich mit Rabih Lahoud gesprochen.

 

 

Rabih, euer drittes Album heißt Outspoken. Dass ihr diesen Titel so formuliert habt, könnte ja implizieren, dass auf den Vorgängern noch eine Vorsicht da war, dass Manches nicht so direkt ausformuliert wurde.

Rabih Lahoud: Der Titel Outspoken signalisiert auf jeden Fall eine Weiterentwicklung von uns als Musikern, und auch von mir selbst als Sänger und Texter. Ich habe selbst das Gefühl, dass das jetzt gerader ist und stärker nach vorne ausgesprochen. Ich habe das im Rückblick wahrgenommen: nach der Einspielung habe ich die älteren Aufnahmen angeschaut, und auf meine Stimme, auf die Art des Zusammenspiels geachtet. Und da hatte ich sofort den Eindruck, dass jetzt alles klarer ist, wie ein Spiegel, der sauber gemacht wurde. Der Titel der CD hat aber auch damit zu tun, dass so viele verschiedene Botschaften durch die unterschiedlichen Sprachen drinstecken: Die Möglichkeit, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln das sagen zu können, was einen gerade bewegt.

 

Mein Eindruck ist, dass deine Stimme einerseits direkter im Ausdruck geworden ist, andererseits aber auch nuancierter, feinsinniger.

Lahoud: Die Stimme ist klarer, sofort da, sie ist durchdringender, hat mehrere Farben bekommen, sie kann viel mehr unterschiedliche Emotionen ausdrücken als früher. Ich habe das Gefühl, meine Lebenserfahrung hat dahin geführt, dass ich jetzt so singen kann.

 

Viele der Stücke sind unter vier Minuten. Könnte man sagen, dass da eine größere Nähe zum Songhaften, sogar zum Popsong da ist?

Lahoud: Der Gedanke der Knappheit oder was man auf eine CD tut, hat uns immer beschäftigt. Viele haben die CDs gehört und gesagt: Wir haben auf der Bühne etwas ganz Anderes erlebt, das kann man ja eigentlich gar nicht transportieren. Und irgendwie stimmt das. Was auf der Bühne zu hören ist, ist die Wiederbelebung einer Idee, und was diese Idee ist, kommt jetzt klarer heraus. Vielleicht kann man diese Knappheit, diese Stringenz „Pop“ nennen. Letztendlich findet Masaa auf der Bühne statt, was man als CD mitnimmt, sind nur die Samen dessen, was auf der Bühne weiter wächst. Für mich ist das jetzt stimmig: Auf der CD ist eine Momentaufnahme, und auf der Bühne erlebt man, was mit dieser Idee weiter passiert, wenn sich diese vier Menschen unterhalten, in der konkreten Situation, mit diesem Gefühl, vor diesen Menschen.

 

Du erzählst ja eigentliche keine Geschichten, deine Texte sind manchmal nur Dreizeiler: Würdest du sie als in Worte gefasste, Gefühlszustände, Traumbilder, Aphorismen bezeichnen?

Lahoud: Mich hat die japanische Form des Haiku immer sehr beeindruckt, denn sie bedeutet ja immer ein Innehalten. Ich habe mein Leben als eine Reihung von Stressmomenten erlebt, als Rennen zu etwas oder jemandem hin. Ich habe mich immer danach gesehnt, bei einem Wort oder Gefühl stehen zu bleiben und ihnen die Zeit zu geben, die sie brauchen. In diesem Moment bin ich kein Dichter, sondern ein Mensch, der die Pause-Taste drückt, der ein Gefühl betrachtet. So entstehen meine Texte. Es ist diese Sehnsucht, nicht mehr rennen und ganz viel sagen zu müssen, sondern ein Wort auszuloten und zu schauen, was aus diesem einen Wort alles rauskommen kann.

 

Hast du bei dieser Arbeitsweise irgendwelche Vorbilder, möglicherweise auch aus der arabischen Dichtung, etwa Mahmoud Darwish oder Adonis?

Lahoud: Nicht absichtlich. Natürlich kenne ich das, als Jugendlicher habe ich sehr viel gelesen und Musik gehört, da war ich ein Freak, der gar nicht so viel draußen macht. Das geschieht also sehr unbewusst. Khalil Gibran ist auch ein wichtiger Autor für mich, durch seine Art tief nachzudenken und Dinge so auszudrücken, wie es niemand anders macht. Diese Bewunderung kommt vielleicht bei den Masaa-Texten raus.

 

Gehst du mit der arabischen Sprache wie mit einer Muttersprache um oder ist durch das Deutsche, das ja auch schon seit langer Zeit in deinem Alltag ist, eine gewisse Distanz da?

Lahoud: Ich habe mich nie einem Land oder einer Kultur zugehörig gefühlt, nie. Das Gefühl der Zugehörigkeit oder einer Vergangenheit war für mich immer schwer zu verstehen. Ich hatte immer Sehnsucht, zu vielen unterschiedlichen Richtungen und Denkarten zu gehören, viele unterschiedliche Leute kennenzulernen. Das war bei mir immer „angeboren“, ich kann mich an nichts anderes erinnern. Und das kommt jetzt mit den verschiedenen Sprachen raus, in denen ich singe. Denn jede Sprache, in der ich Freundschaften aufgebaut habe, wird für mich zu einer Muttersprache. Die Beziehungen, die in dieser Sprache entstanden sind führen mich durch das Sprechen und die Wortwahl zu einem emotionalen Ursprung. Ich empfinde mich nicht als Arabisch sprechenden Menschen, das ist fast eine Art Zufall. Als Hauptsprache hatte ich Französisch ohnehin auch parallel, damit bin ich genauso aufgewachsen. Für mich ist das ein Appell an meine Umgebung, dass die eigene Kultur eine Möglichkeit der Kommunikation ist, dass man aber als Mensch auch die Fähigkeit hat, sich noch mehr zu öffnen, auch alles Andere emotional tief zu empfinden.

 

Wenn du auf Französisch, Englisch oder Deutsch dichtest, hast du dann andere Themen als wenn du Arabisch schreibst, bzw. andersherum gefragt: Wenn ein Text sich in deinem Kopf sich formiert, weißt du dann schon: Dieses Gedicht muss ich in einer bestimmten Sprache schreiben?

Lahoud: Das kann ich schwer beschreiben. Ich empfinde eine musikalische oder melodische Atmosphäre, die mich dann zu einer Sprache hinzieht. Das kann es sein. Zum Beispiel war es bei dem französischen Titel „Ta Voix“ so, dass Markus, unser Trompeter, eine Idee mitgebracht hat und ich sofort gefühlt habe, dass das französisch werden muss. Da habe ich den Text im Proberaum in ein paar Minuten geschrieben. Vor dem deutschen Titel hatte ich am meisten Respekt, ich fragte mich, ob ich das überhaupt kann. Der Text war hier schon vorher da, und hier bin ich vielleicht am ehesten ein Dichter gewesen. Ich habe die deutsche Sprache auch wirklich mit Büchern gebüffelt und Prüfungen abgelegt. Daher ist sie ist für mich mit Gedankentiefe verbunden, auf einer intuitiv-intelektuellen Ebene.

 

„Fuädi“ sticht als Stück heraus, das wirklich deutlich arabisch verortet ist: Welchem Rhythmus liegt das zugrunde?

Lahoud: Er hat glaube ich keinen bestimmten Namen, ich bin nicht sehr bewandert in den Rhythmen. Diesen Fünferrhythmus aber mit dieser Unterteilung habe ich öfters gehört, das war tatsächlich die Grundlage der Melodie. Und darüber die Dreivierteltonmelodie ,die in zwei Maqams steht, Bayati und Saba. Der Bayati hat etwas mit Liebe zu tun, Saba mit Schmerz. Ganz am Schluss ändert sich ein Ton, und dann wird es zu Schmerz, der Ton wird „verschmerzt“. Das Interessante ist, dass sich dieser Ton Dur-artig anhört für uns hier, in der arabischen Kultur aber ist er mit Schmerz oder mit Trauer verbunden. Diese Unendlichkeit des Ausdrucks in den arabsichen Maqams, die kann ich jetzt mit meiner Stimme auch mit Selbstsicherheit ausnutzen.

 

Das Französische ist auch sehr wichtig im neuen Repertoire. Wie ist dein Verhältnis zum Chanson, gibt es da Inspirationen?

Lahoud: Jacques Brel ist auf jeden Fall jemand, der mich immer beeinflusst hat, den habe ich privat, während meines Studiums und auch in kleinen Konzerten gesungen. Ebenso die Piaf. Die Art der französischen Stimme hat etwas, was mich sehr berührt. Ich empfinde mich andersklingend, wenn ich französisch singe. Seit ich Kind bin, bin ich von den Chansons geprägt. Diese zwei Persönlichkeiten, das Arabische und das Französische, die sind gleichzeitig in mir aufgewachsen, ohne sich so zu verändern, dass sie sich gegenseitig annullieren oder sich durch Integration verändern würden. Im Gegenteil, sie werden sogar immer stärker in ihren Eigenheiten, das ist das, was ich bei Konzerten beobachte, wenn ich singe. Das Chansongefühl, das mich als Kind bewegt hat, ist immer noch da, wenn ich es abrufe.

 

Inzwischen habt ihr auch im Libanon getourt: Wie ist eure Musik da angekommen? Wurde sie als „deutsch“ empfunden oder konnten die Leute durch deine Texte einen direkten Bezug aufbauen?

Lahoud: Wir waren im Libanon in den Universitäten mit jungen Menschen in Kontakt und ich hatte das Gefühl, dass unsere Musik eher als europäisch empfunden wird. Ich hatte das auch so erwartet, denn sie ist nicht ein Puzzlestück, das da irgendwo in die Kultur reinpasst. Sie ist kantig, eckig, hat einen eigenen Charakter. Als die Texte dann im Raum gewirkt haben, hat man gemerkt, wie die Leute sehr emotional wurden. Das ist das, was meine erste Heimat braucht: Eine neue Sprache auf neuen musikalischen Wegen zu entwickeln, um sich ausdrücken zu können. Sie leben dort schon so lange in Dingen, die sich kulturell nicht weiterentwickeln. Man merkte diese Sehnsucht nach neuen Straßen für die Sprache und die Musik.

 

(c) Stefan Franzen


 

22.03.2017 | »East-West-Symphony« feierte in Lahr Premiere

 

Das neue Weltmusikprojekt von Bernd Ruf führt unterschiedliche Klangwelten zusammen. Okzident und Orient begegnen sich – aber auch Klassik, Folklore und Jazz, die Tonsprache von alter und neuer Musik.

Mit dabei: Masaa, ein junges Quartett um den libanesischen Sänger Rabih Lahoud und den aus Schwerin stammenden Trompeter Marcus Rust. Gemeinsam mit Clemens Pötzsch (Klavier) und Demian Kappenstein (Schlagzeug), haben sie arabische Lyrik, Folklore und zeitgenössischen Jazz zusammengeführt.

 

Georg Friedrich Händel, ein Meister des Frühbarocks, hat viele seiner Opern im arabischen Raum angesiedelt. Seine Ouvertüren, Arien und Rezitative standen am Mittwochabend nicht einfach als Gegenposition zu der bisher noch nie mit Orchester aufgeführten Musik des Ensemble Masaa im Raum. Die Akteure, zauberten, verführten und umgarnten, warteten mit musikalischen Verschränkungen und fließenden Übergängen auf, die das Lahrer Publikum immer wieder beeindruckten. (aus Baden online; 24.03.2017;  von Jürgen Haberer)

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Als einen "Coup" bezeichnete der Crossover-Spezialist Bernd Ruf am Mittwochabend in der Lahrer Stadthalle das Engagement der Band Masaa als Ersatz für das Duo Irit Dekel und Eldad Zitrin, das ursprünglich für das Konzert mit der Philharmonie Baden-Baden angekündigt war. Stattdessen stand nun "Händel in Arabia" auf dem Programm. Die Idee – Rufs Lebensthema, wenn man so will – blieb aber die gleiche: Klassische Musik, Jazz und Weltmusik sind bei ihm keine Gegensätze, sondern ergänzen sich zu einem Klangkosmos, der Kulturen verbindet.(aus Badische Zeitung, 24.3.2017, Juliana Eiland-Jung)

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02.02.2017 | Rabih Lahoud erhält Integrationspreis für internationales Chor-Projekt

Aus vollster Kehle und mit leuchtenden Augen schmettert der Pop-Chor seine Lieder in den Ratssaal. Rund 40 Kinder und Erwachsene singen abwechselnd auf Deutsch und Arabisch die Zeilen des Liedes „Dann geh doch mal in meinen Schuhen“. Rabih Lahoud verbindet mit seinem internationalen Pop-Chor Monheimer unterschiedlicher Herkunft.

Am Donnerstag, 2. Februar, wurde er dafür mit dem Integrationspreis der Stadt Monheim am Rhein ausgezeichnet.

Pressemitteilung der Stadt Monheim am Rhein

Rheinische Post vom 06.02.2017
Lokalkompass.de Nachrichten für Monheim am Rhein

14.11.2016 | Der Workshop "Chor interkulturell: türkisch-libanesisch-deutsch" des Programms „Brückenklang“ führte fünfzig Sängerinnen und Sänger am 13. November in die Musikschule Oberhausen. Weiter lesen....

06.10.2016  | "Rabih Lahoud ist ein Könner" (Kölner Stadt-Anzeiger; Konzert mit dem Tabadoul Orchestra)
"...... Dass er ein Könner ist, merkt man sofort: Rabih Lahoud drückt dem Spiel seines Orchesters den Stempel der Besinnlichkeit auf, wenn er sich durch sämtliche Tonlagen singt, die die menschliche Stimme so erreichen kann. Er macht aus der Party der begnadeten und ihre Witzchen reißenden Musiker eine Session der Besinnung. Er ist der Gegenpol, der trotzdem passt wie der Deckel zum Pott, in dem es brodelt und pocht."

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21.05.2016 | „Masaa“ eröffnet klangvoll das Greizer Jazzwerk
Wie ein sanfter, warmer Wüstenwind durchwehte die wundervolle Musik der Gruppe am Donnerstag die Greizer Stadtkirche St. Marien zur Eröffnung der 17. Auflage des Festivals. Poesie und Improvisation: Das libanesisch-deutsche Quartett „Masaa“ vereint die Musik des Orients und des Okzidents. Weiter lesen….

 

28. Dez. 2015 | 20 Uhr    QUADRIVIUM mit Rabih Lahoud in der Kölner Philharmonie

Im Schnittfeld von Jazz, Klassik, neuer Musik und elektronischen Experimenten forscht Markus Stockhausen unablässig nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten. Als Gastsolist erlebt das Kölner Publikum den libanesischen Sänger Rabih Lahoud, der schon manches Projekt mit Markus Stockhausen aus der Taufe hob.

 

07.07.2015  | VIDEO | Masaa feat. Yael Deckelbaum – who we are

Wir hatten eine wunderbare Tourwoche mit der israelischen Sängerin Yael Deckelbaum. Hier unsere erste gemeinsame single "Who we are"
Als Video in youtube   HIER

Dazu passt auch der Artikel in “dasFachblatt.de – online Portal der Musikszene
Zitat: “Nun schreiben MASAA und Yael Deckelbaum auf Deutschlands neutralem Boden gemeinsam Songs auf Hebräisch und Arabisch und senden sie in aller Herren Länder. Auch, wenn gegenwärtig noch nicht an gemeinsame Konzerte in den Heimatländern von Rabih Lahoud und Yael Deckelbaum zu denken ist – in Deutschland ist die Zeit reif.”

 

06.02.2015 | 20:00 | WDR Köln, Klaus-von-Bismarck-Saal | “Search For Buddha”  von Sandesh Shandilya -Uraufführung-

Der junge Prinz Siddhartha führt ein behütetes Leben, in dem all seine Bedürfnisse mehr als erfüllt werden. Dennoch sucht er nach Wahrheiten und begibt sich in ein Leben aus Armut, Askese und Meditation, bis er zum Buddha erwacht und seine Weisheit von innerer Freiheit und Glück an die Menschen weitergeben kann.
Der indische Filmmusikkomponist Sandesh Shandilya, erfolgreich durch zahlreiche Bollywood-Filme, hat aus dieser Geschichte eine Art Musical-Oper geschrieben. Als eine musikalische Reise angelegt, soll sie mit der Botschaft der Verbindung auch kulturelle Grenzen überschreiten. In der Musik verbinden sich indische, tibetische und andere asiatische Elemente mit dem Klang des modernen westlichen Sinfonieorchesters, des Chores und der SolistInnen.

 

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